Als ich mich vor 15 Jahren zum ersten Mal mit den Migräne-Ursachen beschäftigt habe, wurde mir von meinem Neurologen gesagt, dass die Ursachen für Migräne noch unbekannt sind. Das hat sich bis heute, meines Wissens, nicht verändert, obwohl es einige Theorien gibt.
Man weiß nur, was die Auslöser sind. Die sogenannten Trigger! Damit komme ich zum ersten wichtigen Punkt:
Trigger sind die Auslöser, aber nicht die Migräne-Ursache
In vielen Berichten über Migräne werden diese beiden Begriffe wild durcheinander geworfen und Trigger als Ursachen für die Migräne bezeichnet. Doch das ist falsch. Es sind nur die Auslöser. Und ich habe trotz Migränetagebuch und der Vermeidung vermeintlicher Trigger nie rausgefunden, welche Trigger bei mir Migräne auslösen. Ja ich bin bei Wetterumschwüngen empfindlich, aber ich bekam nicht jedes Mal eine Migräneattacke. Wenn ich Stress hatte, bekam ich manchmal Migräne, aber auch nicht immer. Oft bekam ich Migräne in meiner Entspannungsphase. Warum gerade dann? Dann sollte doch der Stresslevel gesunken sein. Ja nee, hier kommt der nächste angebliche Trigger: Ein unregelmäßiger Lebensstil. Häh? Klar, am Wochenende schläft man länger oder auch weniger je nachdem. Obwohl meine Wochenenden meistens gleich aussahen, hatte ich eben nicht jedes Wochenende Migräne. Achso, vielleicht sollte ich regelmäßig essen noch erwähnen, dass habe ich auch getan. Und schön kohlenhydratreich, wie mein Arzt und viele Webseiten es mir geraten haben. Danke!!! Die Migräne blieb und ich habe zugenommen. Ich glaube dir ist jetzt klar worauf ich hinaus will. Trigger sind Auslöser. Ok, aber es muss was anderes dahinter stecken. Denn sonst würde jeder Trigger einen Migräneanfall auslösen.
Reizverarbeitungsstörung als Migräne-Ursache?
Diese Migränetheorie besagt, dass ein Migräniker eine angeborene Reizverarbeitungsstörung im Gehirn hat. Das Gehirn eines Migräne-Betroffenen steht ständig unter Hochspannung. Das wurde 1984 vom belgischen Migräneforscher Jean Schoenen durch Labormessungen sichtbar gemacht. Er hat im EEG die Hirnströme von Migränepatienten gemessen, während sie auf bestimmte Reize achten und reagieren mussten. Dabei kam heraus, dass das Gehirn von Migänikern anders auf diese Reize reagiert, als das Gehirn von gesunden Menschen. Die Spannungsverschiebung im EEG ist bei Migränikern wesentlich größer. Das bedeutet, dass ein Migränepatient stärker auf diese Reize reagiert. Außerdem blieb die Spannungsverschiebung beim Migränepatienten hoch, während sie beim Gesunden nach mehreren Messungen kleiner wurde. Das bedeutet, das Gehirn eines Migräniker ist ständig in Bereitschaft und steht deshalb unter Hochspannung. So wird auch die Wirkung der Beta-Blocker als vorbeugende Maßnahme bei Migräne erklärt, sie normalisieren das elektrische Verhalten des Gehirns.
Diese Informationen stammen aus dem Buch Erfolgreich gegen Kopfschmerzen und Migräne von Neurologe und Schmerztherapeut Prof. Dr. Hartmut Göbel. Auch die Schmerzklinik Kiel hat diese Studie aufgegriffen und beschreibt sie auf ihrer Webseite. Weiterhin wird dort der Enstehungsprozess einer Migräneattacke beschrieben. Von der Schmerzklinik Kiel “Neurologisch-verhaltensmedizinische Migränetheorie” genannt.
Achtung auch diese Theorie ist nicht bewiesen, wie auch auf der Webseite geschrieben steht: “Fest steht, dass es nicht ein einzelner Faktor ist, der die Migräne hervorruft. Ich möchte Ihnen hier aber eine Theorie anbieten, in die möglichst viele der gefundenen Daten eingeflossen sind. Obwohl viele Annahmen dieser Migränetheorie noch nicht in allen Einzelheiten durch Forschungsdaten abgesichert sind, kann dieses Modell eine Reihe von Einzelbefunden in eine sinnvolle Beziehung zueinander setzen.”
Ablauf einer Migräneattacke laut der “Neurologisch-verhaltensmedizinische Migränetheorie”
Sie beschreiben die Triggerfaktoren, als den Tropfen der das Fass zum Überlaufen bringt, aber diese Triggerfaktoren sind bei jedem Patienten unterschiedlich. Das können äußere Reize sein, wie Stress, Lärm, Unregelmäßigkeiten im Schlaf-Wach-Rhythmus oder Tagesablauf, sowie bestimmte Nahrungsmittel sein. Auch innere Faktoren können eine Attacke auslösen: Änderungen der Hormonlage, Hunger oder Umstellungen des Stoffwechsels zum Beispiel durch Medikamente. Diese Trigger sind dir sicherlich schon bekannt, schließlich wird dich dein Neurologe darüber aufgeklärt haben. (Warst du noch nicht bei einem Neurologen, solltest du diese schleunigst nachholen.)
Übelkeit und Erbrechen als Vorboten der Migräne
Die Hochspannung im Gehirn und das plötzliche Auftreten eines Triggers soll zu einer übermaßigen Aktivierung des Gehirns führen. Es werden zu viele Nervenbotenstoffe freigesetzt, insbesondere Seretonin. Das Gehirn interpretiert dies als Reaktion auf eine Vergiftung und aktiviert die Schutzreflexe unseres Körpers. Diese äußern sich in Form von Übelkeit und Erbrechen. Gleichzeitig kann nun die Aura einsetzten. Die genauen Vorgänge lest ihr besser im o.g. Artikel nach.
Die Kopfschmerzen entstehen
Der Schmerz entsteht nun eine Störung der Elektrolytkonzentration (z.B. Magnesium), in der Folge werden Schmerzrezeptoren erregt und nach 30 bis 60 Minuten Entzündungs-Botenstoffe freigesetzt. Diese rufen in den Hirnhäuten eine neurogenen Entzündung hervor. Die Entzündung breitet sich in den Blutgefässen aus, damit auch die Schmerzempfindlichkeit, deshalb nimmt der Migräneschmerz mit der Zeit zu und breitet sich aus. Durch den Abbau der Nervenbotenstoffe und der Aktivierung des Schmerzabwehrsystems, versucht der Körper die Fehlregulation im zentralen Nervensystem auszugleichen. Das kann mehrere Stunden bis zu drei Tage dauern.
Mangelnde Informationsverarbeitung im Gehirn
Durch den Abbau der Nervenbotenstoffe sind die Speicher im Gehirn irgendwann leer und dadurch kommt es kurzzeitig zu einer Störung der Informationsverarbeitung im Gehirn. Ich merke das zum Beispiel daran, dass ich oft das Gegenstück des Wortes sage, welches ich sagen möchte. Außerdem sollte man mit mir keine wichtigen Gespräch während und kurz nach einer Attacke führen. Ich bin dann sehr emotional und vergesslich.
Empfindliche Sinne und schmerzende, verspannte Muskeln
Durch die Entzündung werden auch Teile des Hirnstammes aktiviert. Dadurch können auch andere Körperbereiche schmerzen, die eigentlich nicht beteiligt waren.
Bei mir ist das die Schulter- und Nackenmuskulatur. Weshalb mir manchmal nicht klar ist, ob es sich meine Nackenschmerzen um einen Auslöser oder eine Folge der Migräneattacken handelt. Ich muss dazu sagen, dass ich Anfang 2013 einen leichten Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule hatte. Ich versuche einfach meine Muskulatur zu stärken und hoffe das Beste.
Die Empfindlichkeit unsere Sinne, ich bin z.B. sehr geruchsempfindlich während einer Attacke, könnte durch die sensorische Überbeanspruchung erklärt werden. Deshalb fühlen sich Massagen, je nach Typ Wärme- oder Kälteanwendungen gut an, ohne jedoch die Schmerzen zu lindern.
Ich bin weder Arzt noch Wissenschaftler und kann diese Theorie nur mit meinem Laienverstand gegutachten. Für mich klingt diese Theorie jedenfalls ziemlich logisch, sie ist aber nach meinem Wissensstand, noch nicht eindeutig bewiesen.
Die eigentlichen Migräne-Ursachen sind noch immer unklar
Es wird erklärt, wie Migräne ausgelöst wird. Aber als Migräne-Ursache wird genannt, dass das Gehirn eines Migränepatienten unter Hochspannung steht und so Reize nicht mehr richtig verarbeitet. Und deswegen wird durch Trigger eine Migräne ausgelöst.
Dieser Theorie fehlt aber trotzdem die wirklichen Migräne-Ursachen. Diese Hochspannung muss doch irgendwoher kommen. Warum nimmt man es als gegeben an, dass wir Migräniker einfach so ein überaktives Gehirn haben? Liegt es wirklich an den Genen? Auch diese Theorie ist noch nicht bewiesen.
Daher nehme ich meine Migräne nicht als gegeben hin. Solange es noch keine Migräne-Ursachen gibt, werde ich suchen und neue Wege gehen. Ich erforsche mich selbst, um herauszufinden, was meine Migräne auslöst.
Ich bin auf einem guten Weg. Die Ernährungsumstellung zur ketogenen Ernährung hat mir bisher sehr gut getan. Was jetzt im Endeffekt meine Migräne ausgelöst hat, kann ich nicht sagen. Waren es die Kohlenhydrate im allgemeinen, der Zucker oder doch Gluten? Oder habe ich vorher zu wenig Fett gegessen? Sind es Entzündungsprozesse, die durch falsche Ernährung, Allergien oder Intoleranzen entstehen? Auf diese Entzündungsprozesse werde ich in einem zukünfigen Beitrag eingehen.
Ich denke es sind viele Faktoren, die in Frage kommen und vielleicht ist es auch die Kombination aus einigen. Noch weiß das niemand.
Aber ich glaube fest daran, dass die Migräne-Ursachen in unserer Ernährung liegen. Dann haben wir wahrscheinlich noch einen genetischen Unterschied zu “gesunden” Menschen, weshalb wir Migräne bekommen und andere bei gleicher Ernährung nicht. Trotzdem ist auch jeder Migränepatient anders und mag vielleicht besser oder schlechter auf Nahrungsmittel reagieren, die mir zum Beispiel gut tun. Deshalb möchte ich dich dazu anregen, dich selbst zu erforschen und, wie ich, verschiedene Wege auszuprobieren.
Stelle den Status Quo in Frage und mach mit bei der Migräne Revolution!
Ich habe seit 20 Jahren mehrmals im Monat Migräne und habe in der Zeit alles mögliche probiert, um sie in den Griff zu bekommen, Betablocker, Psychopharmaka, Psychotherapie, Pestwurz usw. Dann auch ketogene Ernährung, die ich aber nach einigen Monaten aufgeben müsste, weil mein Gesamtcholesterin bei 300 lag. Mit lowcarb und Magnesium wurden die Attacken leichter und kürzer. Aber in letzter Zeit habe ich wieder sehr starke 3-Tages-Attacken mit abdominaler Beteiligung, denn es ist nicht einfach, das richtige Maß für die tolerierbaren Khs zu finden. Deshalb werde ich es nochmal mit der Ketoernährung versuchen und nur soviel Fett zu mir nehmen, wie absolut erforderlich ist. Deine Seite finde ich unglaublich gut, sehr informativ, vielen Dank dafür.
Ich denke, jeder sollte es ausprobieren!
Ich habe bisher noch von keinem gehört, dass es gar ich geholfen hat.
Mir sagte mal ein Arzt, dass unser Gehirn funktioniere wie ein Rennwagen, wo andere „nur“ einen Tourenwagen haben.
Beide „Fahrzeuge“ wurden ständig fahren, denn unser Gehirn würde nie still stehen. Unser „Fahrzeug“ würde durch die ständige Schnelligkeit irgendwann überhitzt und es gäbe einen „Motorschaden“.
Bezüglich der Ernährung sagte er – auch ich ernähre mich nach LCHF -, dass Kohlenhydrate wie ein Turbotreibstoff wirken würden. Sie geben die schnellste Energie, wenn auch nur kurzfristig. Dadurch würde der Motor zu Höchstleistungen gebracht.
Für einen Tourenwagen gut, um entsprechende Leistung zu bringen. Ein Rennwagen bräuchte das aber nicht, der würde sowieso schon auf Höchstleistung laufen und könne mit dem Turbotreibstoff nicht umgehen.
Ich fand die Erklärung schön bildlich und nachvollziehbar.
Seit LCHF habe ich keine Attacken mehr. Im letzten halben Jahr bin ich aus privaten Gründen in die Akte Ernährung zurückgerutscht und lag promt flach.
Liebe Ine,
danke für diese tolle Metapher, sie erklärt wirklich sehr einfach, was in unserem Kopf los ist. Und wie gut ist das denn, dass du nun keine Attacken mehr hast? Das hilft bestimmt einigen dabei, die Ernährungsumstellung auch durchzuziehen. Danke dafür! Fühl dich gedrückt, Dani